Zum Tod von Gordon P. Smith

Aus England erreicht uns die traurige Mitteilung, dass der Sammler Gordon P. Smith im Alter von 89 Jahren gestorben ist. Anderthalb Jahrzehnte lang (1997–2012) war er ein reges Mitglied der Deutschen Exlibris-Gesellschaft, besuchte regelmäßig die DEG-Tagungen, als Sammler ein überaus großzügiger Tauschpartner, der selbst eine exquisite Exlibris-Kollektion mit Blättern prominenter KünstlerInnen besaß, als Auftraggeber ein langmütiger Eigner. Im Rahmen meiner beiden Ausstellungen 2002 und 2004 in der Reihe „Schätze der Exlibriskunst – Exlibris bekannter Künstler“ gehörte er zu den Hauptleihgebern und erwies sich darüber hinaus als wichtiger Ratgeber bei den zugehörigen Recherchen. Gordon war ein distinguierter Gentleman der alten Schule, ausgestattet mit einer gehörigen Portion englischem Humor. Als wir ihn zuletzt 2017 in seinem Haus in Cumbria im nordwestlichen England besuchten, erinnerten wir uns beide lächelnd an eine Begebenheit anlässlich einer der DEG-Tagungen: Am Festabend hatten wir bei (relativ lauter) Begleitmusik zusammengesessen und geplaudert, wobei wir beide mit zunehmender Lautstärke gegen den Dezibel-Pegel der Musik ankämpfen mussten. Nach langer Geduldsphase sagte er schließlich zu mir (auf Englisch): „Henry, können wir uns mal umsetzen? Du redest die ganze Zeit in mein linkes Ohr hinein, damit kann ich aber nicht so gut hören!“ Darauf ich nach einem Lachkrampf: „Gordon, die ganze Zeit redest Du in mein rechtes Ohr hinein, und damit kann ich nicht so gut hören!“ Wir setzten uns also anders herum, wonach es sich wesentlich entspannter reden ließ, und kriegten uns vor Lachen kaum ein. Gordon wird der Exlibrisgemeinde fehlen, aber in seinen Eigen-Exlibris, die viele Sammlungen schmücken, in bester Erinnerung bleiben.

Henry Tauber

Foto: Tomas Ostermann
E. Burne-Jones, Pinx 1868 – Roy Cooney, Sc. 1996

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