Nachruf auf Elfriede Weidenhaus

Sie war eine der produktivsten Grafikerinnen Deutschlands, der DEG über lange Jahre eng verbunden. Nun ist sie, noch bis wenige Tage vor ihrem Tod schöpferisch aktiv, in der Nacht vom 1. auf den 2. Januar 2023 im hohen Alter von 91 Jahren verstorben. 
Elfriede Weidenhaus wurde am 9.9.1931 in Berlin geboren. Kriegsbedingt verschlug es sie über Ostpreußen nach Meißen in Sachsen, wo sie ihre Schulausbildung abschließen konnte.
1947 begann sie ein Studium an der Leipziger Kunstgewerbeschule. Max Schwimmer wurde ihr wichtigster und prägender Lehrer. 1948 folgte sie ihm an die wieder eröffnete Akademie (später: Hochschule) für Grafik und Buch-kunst, die sie im Jahre 1950 verließ, um als freischaffende Künstlerin zu arbeiten. 

Erste Erfolge stellten sich schon früh ein. Noch während ihres Studiums erwarben das Stadtgeschichtliche Museum Leipzig und das Kupferstich-Kabinett der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden von ihr geschaffene Radierungen. Ihre erste Ausstellungsbeteiligung hatte sie 1948 im Leipziger 
Museum der Bildenden Künste als noch nicht Siebzehnjährige, ihre erste Einzelausstellung im Jahre 1952. 
1953 übersiedelte sie in die Bundesrepublik und ließ sich als freischaffende Künstlerin in Stuttgart nieder. Zunächst arbeitete sie dort als Textildesignerin und beschäftigte sich mit der Auftragszeichnung, die ihr eine wirtschaftliche Existenzgrundlage gab. Sie zeichnete Landschaften für Zeitungen und Zeitschriften, illustrierte Sachbücher und literarische Texte, übernahm Werbeaufträge. 
Daneben begann sie, sich wieder intensiv mit der Druckgrafik zu beschäftigen, zunächst mit der Lithografie, ab 1967 ausschließlich mit der Radierung.
Ihr inzwischen äußerst umfangreiches Oeuvre umfasst sowohl Einzelblätter als auch größere Zyklen. Ihr Exlibris-Werk ist mit mehr als zweihundert Exlibris-Radierungen besonders zu erwähnen.
Im Jahre 1990 verlegte sie ihren Wohnsitz von Stuttgart nach Erkenbrechts-weiler auf der Schwäbischen Alb, wo sie bis zu ihrem Tode lebte.

Einen Schwerpunkt ihres buchschöpferischen Werkes bildet die Illustration klassischer Texte, herausgegeben als luxuriöse Handpressendrucke in geringer Auflagenhöhe. Anfangs arbeitete sie für befreundete Pressen-drucker, seit dem Jahr 1990 widmete sie sich nahezu ausschließlich der von ihr betriebenen „Zikadenpresse Erkenbrechtsweiler“.
Ihre Liebe zur mediterranen Welt, vor allem zu Italien und Griechenland, die auf ausgedehnten Reisen wuchs, hatte einen bestimmenden Einfluss auf ihr Werk. Die Freiheit der Landschaft, die Helligkeit der Sonne und die arkadi-sche Lebens- und Sinnenfreude, die Schönheit des menschlichen Körpers sind beherrschende Elemente ihres Schaffens.
Die von mir geführte Liste der von ihr illustrierten Bücher und Mappenwerke zu Texten der Weltliteratur umfasst allein 58 Positionen. Die Anzahl ihrer Zeichnungen und Aquarelle ist außergewöhnlich hoch.
In zahlreichen Ausstellungen konnte sie ihre Arbeiten präsentieren. Die um-fangsreichste Einzelausstellung widmete ihr der Kunstverein Coburg im Jahre 2005, bei der sie mehr als zweihundert eigene Werke zeigen konnte.
Ich lernte Elfriede Weidenhaus in den späten siebziger Jahren kennen. Es entstand eine Freundschaft, die mehr als vier Jahrzehnte währte, eine Zeit, in der ich zum Archivar ihres druckgrafischen Werkes wurde.
Überliefert sind, und damit komme ich auf meine Anfangsbemerkung über ihre Produktivität zurück, mehr als eintausend Lithografien und Radierungen. 

(Dr. Leo Fiethen)

Exlibris für Uwe Richter, 2012, Radierung
Exlibris für Anneruth Fiethen-Jacobi, 2017, Radierung
Exlibris für Rosi+Christian Krätz, Der Wolf von Gubbio, 2020, radiert und gedruckt von Andreas Raub

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