Gesucht: Informationen zu Eignern von Exlibris von Heinrich Vogeler

Sehr geehrte Damen und Herren,

derzeit wird an einem neuen Werkverzeichnis zum Grafischen Werk Heinrich Vogelers gearbeitet. Dazu werden zwei Bände erscheinen. Der erste wird sich den Exlibris von Vogeler widmen. Dazu sollen auch Informationen zu den Eignern und der Symbolik der Buchzeichen aufgenommen werden.
Zu einigen Eignern liegen bislang keine oder sehr wenig Informationen vor. Vielleicht haben Sie Kenntnis zu dem einen oder anderen Namen. Zu folgenden Eignern suchen wir biografische Informationen. Die Liste orientiert sich an dem Werkverzeichnis von Hans Herman Rief: Heinrich Vogeler – Das grafische Werk:

RIEF105 – Liebtraut Elfeldt biographisch nicht weiter bekannt.
RIEF123 – Richard und Traute Müller-Riedel biographisch nicht weiter bekannt.
RIEF130 – Else Altvater biographisch nicht weiter bekannt.
RIEF139 – Asta Wendt biographisch nicht weiter bekannt.
RIEF143 – Grete Goeters biographisch nicht weiter bekannt.
RIEF151 – Margarethe Meyer biographisch nicht weiter bekannt.
RIEF155 – Rose Brandt biographisch nicht weiter bekannt.
RIEF165 – Albert Schmidt biographisch nicht weiter bekannt.
RIEF169 – N. Lauder-Brunton biographisch nicht weiter bekannt.
RIEF173 – Stephan Pollak biographisch nicht weiter bekannt.
RIEF174 – Hanna Richter biographisch nicht weiter bekannt.
RIEF 177/178 Paul H. Schultes war Exlibris Sammler
RIEF179 – Jenne Eggert war Exlibris Sammlerin.
RIEF180 – Edu Frank war Architekt in Bremen.

Um eine möglichst vollständige Zusammenstellung der Daten zu den Exlibris-Eignern zu erreichen, bedarf es größtmöglicher Unterstützung.
Jeder Hinweis kann für diese Arbeit wichtig sein und wird daher sehr gewertschätzt. Falls Sie etwas zu den aufgeführten Namen wissen, so schreiben Sie mir bitte eine Mail: s.bresler@t-online.de

Mit freundlichen Grüßen
Siegfried Bresler

Exlibris Rose Brandt, 1918, Radierung, 90 x 70 mm

Wanted: information on owners of bookplates by Heinrich Vogeler

 Dear Ladies and Gentlemen

A new catalog  of Heinrich Vogeler’s graphic work is currently being prepared. Two volumes will be published for this. The first will be dedicated to Vogeler’s bookplates. Information on the owners and the symbolism of the bookmarks should also be included.
No or very little information is available on some owners. Perhaps you are familiar with one or the other name. We are looking for biographical information on the following owners. The list is based on the catalog Hans Herman Rief: Heinrich Vogeler – The graphic work:

RIEF105 – Liebtraut Elfeldt biographically unknown.
RIEF123 – Richard and Traute Müller-Riedel biographically unknown.
RIEF130 – Else Altvater biographically unknown.
RIEF139 – Asta Wendt biographically unknown.
RIEF143 – Grete Goeters biographically unknown.

RIEF151 – Margarethe Meyer biographically unknown.
RIEF155 – Rose Brandt biographically unknown.
RIEF165 – Albert Schmidt biographically unknown.
RIEF169 – N. Lauder-Brunton biographically unknown.
RIEF173 – Stephan Pollak biographically unknown.
RIEF174 – Hanna Richter biographically unknown.
RIEF 177/178 Paul H. Schultes was a bookplate collector.
RIEF179 – Jenne Eggert was a bookplate collector.
RIEF180 – Edu Frank was an architect in Bremen.

In order to achieve the most complete possible compilation of data on the bookplate owners, the greatest possible support is required. Any hint can be important for this work and is therefore very much appreciated. If you know anything about the names listed, please send me an email: s.bresler@t-online.de

Kind regards
Siegfried Bresler

 

Exlibris des Monats Dezember 2022: Frohe Weihnachten!

Oskar Kokoschka: Exlibris für Lilly und Arthur Fürst, Tuschzeichnung

Ein Exlibris für den Monat Dezember auszusuchen, ist besonders in diesem Jahr nicht gerade die einfachste Aufgabe. Denn natürlich sollte es ein Blatt sein, das auf die Weihnachtstage einstimmt. Eine Duden-Recherche hat übri-gens ergeben, dass froh das am häufigsten gebrauchte Attribut für Weih-nachten ist, an dritter Stelle folgt fröhlich.1 Und genau das möchten wir allen Lesern und Leserinnen, nicht nur allen Exlibris-Interessierten, wünschen: Frohe Weihnachten! Aber etwas sperrt sich dagegen, ein Exlibris oder PF auszuwählen, das eine prächtig geschmückte, frisch aus dem Wald geholte Tanne zeigt, einen Berg Geschenke darunter, glückliche Kinder im Kreis einer sorglosen Familie daneben, einen reich gedeckten Tisch – und im Zimmer ist es hell, warm und friedlich. So, als wäre alles normal auf dieser Welt.
Aber ein schönes aussagekräftiges und selten besprochenes Exlibris sollte es schon sein, und ausgewählt habe ich ein Exlibris von Oskar Kokoschka für Lilly und Arthur Fürst.2
Das Exlibris zeigt zentral eine sitzende geflügelte Gestalt, die mit großer Innigkeit eine Taube in den Armen hält. Die Taube erwidert diese zärtliche Geste, indem sie mit ihrem Schnabel die Nase des ihr zugeneigten, liebevoll und heiter blickenden Kopfes berührt. Links davon sieht man eine zweite Taube mit einem Olivenzweig im Schnabel fliegen. Oben rechts erblickt man einen Himmelskörper, die Sonne. Ansonsten sind viele Schraffierungen zu sehen, seien sie in Form von Notenlinien oder als Markierungen eckiger, so-gar spitzer Formen, von denen manche teilweise wie unbewusst angetrieben gezeichnet ausschauen. Über der Zeichnung sind die Namen der beiden Eig-ner LILLY und ARTHUR, darunter FÜRST verzeichnet, ganz unten – ebenfalls links, die kräftige Initiale OK sowie das EX und getrennt davon rechts das LIBRIS. Die kleine Szene ist in einen mit schnellem Strich gezeichneten Rah-men gesetzt, und unter dem Rahmen erfolgt eine erneute, doppelte Zuschrei-bung OK OKOKOSCHKA FECIT.

Das Blatt von Oskar Kokoschka ist nicht so leicht eindeutig zu beschreiben. Und das, was man sieht, kann auch anders gesehen werden. Also trauen Sie Ihrer eigenen Sichtweise, wenn Sie etwas anders sehen, als ich das tue. Selbst in den beiden größeren Beiträgen3 zu Kokoschkas Exlibris wird das Blatt unterschiedlich wahrgenommen und gedeutet. Das betrifft nicht nur die starken geometrischen Formen und Striche, sondern auch die Gestalt. Mir kommt sie sehr weiblich vor, vielleicht auch kindlich, vielleicht engelhaft, auf jeden Fall geflügelt, dort wird sie auch als Mann oder als Genius interpretiert. Diese unterschiedlichen Deutungen muss man akzeptieren, haben wir es doch hier mit einem Exlibris zu tun, das eindeutig im Expressionismus zu verorten ist, und das um 1910, als im Exlibris ja sonst allenthalben noch viele Jahre lang der Jugendstil gepflegt wurde. Und da in der expressionistischen Kunst bekanntlich das Dekorative, Gefällige, an der Realität und/oder einem Schönheitsideal Orientierte aufgegeben wird zugunsten einer radikalen Aus-drucksfunktion des Kunstwerks, ausgelöst durch die subjektive Wahrneh-mung und Empfindung des Künstlers, werden auch andere, subjektivere Sichtweisen möglich. Traditionelle Perspektiven werden durch Multiperspek-tivität, traditionell Schönes durch Markantes, Realistisches durch Reduzie-rungen wiedergegeben. Die Darstellung der Außenwelt öffnet sich der Innensicht des Künstlers – und dadurch auch der Wahrnehmung der Rezipienten.
Für mich ist die Aussage auf Kokoschkas Tuschzeichnung die Darstellung der Möglichkeit glücklicher Augenblicke in einer als schroff und bedrohlich wahrgenommenen Welt. Die beiden Tauben lassen unwillkürlich an die von Noah nach der Sintflut in die Welt geschickten Tauben denken, von denen eine mit leerem Schnabel, die zweite gar nicht und die dritte mit einem Olivenzweig zurückkam. Die Taube gilt seitdem als Symbol der Versöhnung 

und des Friedens. Die riesige Sonne kann von Hitzeplagen zeugen und auch die expressive Formensprache mit ihren vielen Kanten und Ecken lässt Assoziationen an Unwirtlichkeit, wo nicht sogar Zerstörung zu. Doch in all dem kann sich der eine friedliche Augenblick der Zuwendung, der Liebe, des Respekts behaupten. Und das ist eine gute weihnachtliche Botschaft, auch für dieses Jahr.
Was das vorliegende Exlibris4, dessen Bildinhalt laut der mir bekannten Exlibrisliteratur bislang nur als kleinformatige Strichätzung bekannt ist, unfreiwillig besonders als Mahnung und Friedensgruß zu Weihnachten geeignet macht, ist die Tatsache, dass es auf ein Stück braunes Packpapier mit dem amtlichen Stempel Kriegszuschlag über seiner unteren rechten Ecke aufmontiert ist.

Ich wünsche Ihnen im Namen der DEG friedliche Weihnachten!
Ulrike Ladnar

1 Duden | Zusammensetzungen mit „Weihnacht“
2 Lilly ist eine Schwester des in Prag geborenen Schriftstellers Leo Perutz, der als Jude 1938 von Wien nach Palästina emigrierte. Seine Schwester emigrierte nach Amerika.
3 Dr. Hans Ankwicz-Kleehoven: Exlibris von Oskar Kokoschka, in: Öster-reichisches Jahrbuch für Exlibris und Gebrauchsgraphik, Band 38, 1949/51, Seite 18–22; Hansotto Zaun: Die Exlibris und Exlibrisentwürfe von Oskar Kokoschka, in: DEG-Jahrbuch. Exlibriskunst und Graphik, 2003, S. 57–62.
4 Vermutlich handelt es sich um einen Entwurf für die gedruckte Version. Darauf bin ich nach Hinweisen von Andreas Raub gekommen, der mir bei der Frage der Technik und des Zusammenhangs zwischen den beiden inhaltlich gleichen Blättern geholfen hat.