Karl F. Stock: Architektur-Exlibris

Viele Superlative kann man in Zusammenhang mit dieser Bibliographische(n) und ikonographische(n) Dokumentation, wie Karl F. Stock seine 2022 erschie-nene letzte Exlibris-Veröffentlichung im Untertitel nennt, anführen: den Um-fang des Buchs (693 Seiten), die Anzahl der Abbildungen (1213 Bildbeispie-le), die Fülle der bibliographischen Angaben zu den Künstlern und Künstlerin-nen, die alphabetisch vorgestellt werden. Aus diesen zitiere ich gleich, was man über den Autor, der u. a. das auf dem Titel abgebildete Exlibris mit dem Grazer Uhrturm geschnitten hat, lesen kann: Stock, Karl F., * 1937, 01.13 Graz, Linolschnittkünstler (X3) und Monotypist, Bibliothekar, Bibliograph, Produzent einer Datenbank „Exlibris-Literatur“; seit 1960 bis 2014 rund 120 Exlibris; sein erstes Exlibris für sich und seine elsässische Frau zeigt das Straßburger Münster. (Dieses ist ebenfalls im Buch zu sehen.) Will man mit den Super-lativen fortfahren, so entnimmt man dem Vorwort Karl F. Stocks, dass seine Datenbank über 66000 biobibliografische Einträge enthält, von denen 530 Hinweise auf Architektur-Exlibris liefern. Einen Superlativ müsste man auch für den unermüdlichen Fleiß des Bibliographen formulieren.
Die Dokumentation stellt umfassend ein zwar bekanntes und beliebtes, aber kaum systematisch bearbeitetes oder erfasstes Exlibris-Motiv dar. Das be-legt schon der ganz geringe Anteil, den die Rubrik der sog. Allgemeine(n) Literatur zu Architektur-Exlibris mit wenigen Seiten in dem dicken Band bean-sprucht. Dabei ist das Thema, wenn man durch den Band blättert, sehr anre-gend und weckt Interesse an einer weiteren Beschäftigung und einer Recher-che in der eigenen Sammlung. Den Hauptteil der vorgestellten Exlibris bilden Blätter aus der Zeit, in der Karl F. Stock als Sammler und Mitglied der ÖEG und der DEG aktiv war, und das sind rund 70 Jahre, und da wiederum sind vor allem auch Künstler aus Nachbarstaaten Österreichs wie Ungarn, Tschechi-en, Slowakei u. a. stark repräsentiert. Den Reiz des Blätterns in diesem Buch macht auch aus, dass man auf viele wenig bekannte Blätter stößt, denn na-türlich haben viele Menschen sich bei Künstlern für ihr eigenes (Gebrauchs-)
Exlibris Motive aus ihrer engeren Heimat gewählt, sei es das eigene Haus, die vertraute Dorfkirche oder irgendein anderes Baudenkmal, und manche Exlibris wurden auch in der Freizeit von Eignern selbst geschnitzt oder ge-zeichnet. Solche Blätter geraten dann selten in den erlauchten Kreis der auf Tagungen tauschbaren Blätter.  

Karl F. Stock hat gerne gesagt, dass man nur das bibliografisch erfassen könne, worüber man auch informiert werde. Deswegen ist es eigentlich selbstredend, dass man trotz des Umfangs der Dokumentation manchen Künstler, von dem man Exlibris mit architektonischem Thema vor Augen hat, vermissen wird, die Österreicher vielleicht Luigi Kasimir, die Deutschen vielleicht Helfenbein oder Nägele. Aber vielleicht öffnet gerade das den Blick wieder für Unbekanntes, wenig Bekanntes – und dafür, dass man vielleicht der bibliografischen Arbeit mehr Aufmerksamkeit schenken sollte.

Nur Karl F. Stock, der nicht nur in der österreichischen, sondern auch in der deutschen Exlibrisgesellschaft sehr anerkannt war – was die Verleihung der Walter-von-Zur-Westen-Medaille beweist –, können wir keine Angaben mehr schicken; leider ist er in diesem Jahr verstorben.

Karl F. Stock: Architektur-Exlibris. Bibliographische und ikonographische Dokumentation, Graz 2022, Verlag der Technischen Universität Graz. ISBN 978-3-85125-859-2 

Ulrike Ladnar

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