Andreas Raub: Von Aachen bis Zürich. Europäische Städte in Kleingrafiken

Schon 2021 hat Andreas Raub sein im Verlag Dortmunder Buch erschiene-nes Buch mit seinen beliebten Städteexlibris veröffentlicht. Wie es der Titel verspricht, sind die Exlibris hier alphabetisch – den Namen der Städte folgend – angeordnet.
Dass Andreas Raub in der Darstellung architektonischer Motive, seien es einzelne Gebäude, Kirchen, Schlösser, Gebäudeensembles, bebaute Plätze, Brücken u.v.a.m. sehr geschickt ist und dass seine Exlibris mit architekto-nischen Motiven aufgrund ihrer Genauigkeit, ihrer Detailliertheit, gleichzeitig aber auch aufgrund ihrer Konzentriertheit auf Wesentliches einen hohen Wiedererkennungswert haben, ist bekannt. Es ist sicherlich kein Zufall, dass so viele Eignerinnen und Eigner bei ihm Exlibris mit Motiven von Städten, die für sie eine Rolle spielen, bestellt haben.

40 dieser Blätter, 39 in guten Abbildungen und eines in der hinteren Um-schlagklappe als Originalradierung beiliegend, werden in diesem Buch gezeigt und ihre Motive auf der gegenüberliegenden Seite genau benannt und verortet. Man wird kaum ein Städte-Exlibris finden, auf dem weniger als vier Sehenswürdigkeiten der jeweiligen Stadt radiert worden sind. Meistens sind es mehr, viel mehr. Dabei wird die Platte gerne in rechteckige Segmente mit je einem Motiv geteilt, und in der Mitte wird ein fünftes Motiv, dann oft in ovaler oder runder Form, oft auch in einer anderen Farbe, oder auch der Schriftteil mit Eignernamen gesetzt, wodurch die einzelnen Bilder zusam-mengehalten werden. Oft gesellen sich auch Stadtwappen oder alte Stadtpläne dazu. Eine weitere Gruppe von Stadt-Exlibris ist so konzipiert, dass aus den typischen Baudenkmalen einer Stadt, so groß auch real die Entfernung zwischen ihnen sein mag, ein Gebäudeensemble zusammen-gestellt wird, also eine neue fiktive Architektur- oder Stadtphantasie entsteht. Manchmal wird auch mit der Perspektive gespielt. Für manche Städte sind sehr ausgefallene, aber äußerst reizvolle Präsentationen ersonnen worden, 

wenn z. B. eine Statue auf ihrer hochgestreckten Hand das Stadtschloss in den Himmel hebt oder wenn ein Elefant über eine bekannte Stadtbrücke, die ehemals über einen Zoo führte und heute gar nicht mehr vorhanden ist, spaziert. Überhaupt finden sich, je länger man sich mit den Blättern be-schäftigt, von denen man eigentlich meinte, sie auf den ersten Blick ent-schlüsselt zu haben, doch häufig solche humorvollen Akzente. Einige davon kann man vielleicht nur deuten, wenn man auf den Eignernamen schaut, so, wenn über Bielefeld und Soest Ballonflieger zu sehen sind. Außer von Kreati-vität zeugt das von einer anderen Qualität von Andreas Raub, von der auch im Vorwort von Bernd Sparenberg gesprochen wird: seinem bescheidenen Verständnis von sich als Auftragskünstler, Gebrauchsgrafiker, Kunsthand-werker, wie er sich einmal in einem Gespräch bezeichnete. Er will die Erwar-tungen seiner AuftraggeberInnen erfüllen, ihnen in höchster Qualität ein Blatt schaffen, wie sie es sich von ihm wünschen. Zwischen seinem A, einem Exlibris in der Art des hier zuerst beschriebenen Aufbaus, und seinem Z erstreckt sich ein weiter Bogen der Exlibriskunst von Andreas Raub. 
Ein Wort noch zu diesem Z, dem Zürich-Bild, in dem die Stadtarchitektur, so voll und detailgenau links auch die Stadt erscheinen mag, doch der Blick sich

 dem Himmel zuwendet, auf dem eine große weiße beflügelte Engelsgestalt ein Füllhorn voller Exlibris über Zürich, Wollishofen, Witikon und den Zürcher-see ausschüttet. Rechts der Limmat gehen Menschen zusammen einen ge-pflasterten Weg hinauf, Kinder, Erwachsene, alte Menschen. Es ist wohl ihr Lebensweg. Und wir wünschen ihnen, dass sie glückliche Erinnerungen sammeln können, denn die, so besagt der Text, den sie hinter sich lassen, sind wichtiger als das Glück selbst. Mit diesem Blatt hat Andreas Raub dar-gestellt, wie sich die Eignerin Elsbeth Rhonheimer, die vielen Menschen – auch mir – nahestand, zurückzog, mit einem Exlibris Rückschau hält auf ihr Leben, ihr Sammeln, ihre Freude. Und auf den kleinen Exlibris, die herunter-fallen, sieht man, was ihr dabei wichtig war: die Familie, Kinder, Gerechtigkeit (die Waage), Toleranz (die drei Ringe des weisen Nathans), die Religion und noch viel anderes. Glückliche Erinnerungen.

Andreas Raub: Von Aachen bis Zürich. Europäische Städte in Kleingrafiken. Verlag Dortmunder Buch Dortmund 2021, ISBN 978-3-945238-58-5 

Ulrike Ladnar

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen