Nachruf auf Karl Kröger

In der Exlibriswelt war sein Name untrennbar verbunden mit den Begriffen Industrie und Ruhrgebiet. Kein Wunder, als Diplom-Ingenieur des Maschinen-baus war Karl-Friedrich Kröger fast 40 Jahre lang im In- und Ausland mit der Planung, Inbetriebnahme und Abwicklung von Industrieanlagen befasst, darunter solchen zur Zementherstellung, thermischen Abfallbehandlungs-anlagen und Kohlekraftwerken. Dabei war er weniger ein Freund von Büro-tätigkeiten, vielmehr liebte er das pragmatische Handeln und Anpacken.

Karl Kröger war ein Familienmensch, der seine Frau, seine Kinder und Schwiegerkinder und seine beiden Enkelkinder liebte. Zu seinen darüber hinausgehenden Leidenschaften gehörte das Tennis; 14 Jahre lang – bis 2017 – amtierte er als Vorsitzender des großen Hertener Tennis Clubs.

Seit Mitte der 1950er Jahre lebte Karl, der am 28. Juli 1948 in Egge (Land-kreis Hameln-Pyrmont) geboren wurde, im Ruhrgebiet. Als er im Jahr 2000
in die Deutsche Exlibris-Gesellschaft eintrat und damit ein weiteres seiner Hobbys, das Sammeln von Grafik, wesentlich erweiterte, schrieb er u. a.:
„[…] habe mit den Jahren diese Region [das Ruhrgebiet] mit seinen wunder-schönen Landschaften, Industrien, mittlerweile vielen Industriedenkmälern sowie Menschen und seiner lebendigen Kunstszene liebgewonnen.“ Und weiter: in seiner Grafiksammlung befänden sich nicht nur die „üblichen Motive“, sondern immer wieder ginge es dabei um „die Darstellung von Industrieanlagen im Ruhrgebiet“, sodass zu seinen „künftigen Sammel-gebieten ´Industrie-Exlibris und alle für mich schönen Exemplare´ gehörten“. 

Andreas Raub: Exlibris für Karl-Friedrich Kröger, 2001, Radierung
Andreas Raub: Exlibris für Karl Kröger, 2006, Radierung

Und so trug er im Laufe der Zeit nicht nur eine große Grafiksammlung, 
sondern auch eine bedeutende Exlibris-Kollektion zusammen, die ihn als passionierten Liebhaber von Industriemotiven auswies. Gern stellte er diese Bücherzeichen als generöser Leihgeber für größere Ausstellungen zur Verfügung und schenkte den einschlägig bekannten Museen auch seine entsprechenden Eigenexlibris. 

2016 wurde Karl zum Vizepräsidenten der Deutschen Exlibris-Gesellschaft gewählt und pflegte in dieser Funktion u. a. Kontakte zu den großen Exlibris-Standorten in Schloss Burgk, Frederikshavn und Mönchengladbach und zu Sammlern wie Gerhard Lutz, einem Enkel von Adolf Kunst, oder dem Ehepaar Neuner, das das Waldmuseum Dr. Kanngießer im nordhessischen Braunfels leitet.

Frank Eißner: Exlibris für Karl Kröger, 2017, Holzschnitt

Bei all diesen Kontakten kam ihm seine ausgesprochen soziable Ader zugute, die ihm auch zu zahlreichen Verbindungen in die Künstlerszene verhalf. Da er als Sammler „traditionelle Drucktechniken bevorzugte, also Radierung, Holzschnitt“ usw., gehörten zu den häufig von ihm beauftragten Künstlern z. B. Radierer wie Andreas Raub und Holzschneider wie Frank Eißner. Besonderes Augenmerk lenkte er außerdem auf junge, z. T. noch unbekannte Künstlerinnen und Künstler, die er auf diese Weise förderte.
2021 organisierte Karl, schon gesundheitlich angeschlagen, die DEG-Jahrestagung in Haltern am See, die ursprünglich für Gelsenkirchen, mitten im Ruhrgebiet und nur wenige Kilometer von seinem Wohnort entfernt, geplant war. Und auch für 2022 hatte er sich als DEG-Tagungsorganisator angeboten und noch die ersten vorbereitenden Arbeiten dafür vorgenommen. Wegen seiner Erkrankung konnte er jedoch nicht mehr miterleben, wie es einem spontan eingesprungenen Organisationsteam schließlich gelang, die 2022er Tagung ganz in seinem Sinne erfolgreich zu veranstalten.

Am 11. Juni 2022 starb Karl Kröger nach längerer schwerer Krankheit im Alter von 73 Jahren. In Gedanken sind wir bei seiner Familie und wünschen ihr in der Zeit des Abschieds und der Trauer viel Kraft. Mit seiner stets freundlichen und freundschaftlichen Art und dank seiner zahlreichen Eigenexlibris wird Karl uns in bester Erinnerung bleiben.

R. I. P.

(Henry Tauber) 

(Beitragsfoto von Klaus Thoms: Karl Kröger auf der DEG-Tagung 2021 in Haltern am See) 

Horst Rellecke: Exlibris für Karl-Friedrich Kröger, 2001, Kaltnadel auf Plexiglas
Regina Franke: Exlibris für Karl-Friedrich Kröger, 2004, Radierung
Harry Jürgens: Exlibris für Karl-Friedrich Kröger, „1001 Nacht“, 2014, Radierung

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