Berichte über die DEG-Jahrestagung 2022 – Joachim Schlosser neuer Schatzmeister – DEG-Auktion zugunsten ukrainischer Künstler

Bericht über die Jahrestagung der DEG 2022

Ein Bericht der DEG-Tagung 2022 bedarf eines Vorspanns, dürften doch die organisatorischen Probleme, die bis zum Tagungsbeginn zu meistern waren, auch für die Tagungsteilnehmer von Interesse sein, die mit Vorfreude auf ein glückliches Wiedersehen mit Gleichgesinnten und in Erwartung von erfreu-lichen Tauscherlebnissen ihre Teilnahme zugesagt hatten.

Hatte das Gelsenkirchener Hotel bereits im Vorjahr wegen des nicht vorher-sehbaren Verkaufs des Hauses eine Verlegung der Tagung verursacht, gelang dem neuen Hotelbesitzer eine böse Überraschung, als er kurzfristig aus perfider Geldgier von dem bestehenden, rechtskräftigen Mietvertrag zurücktrat. Wegen gravierender Erkrankungen konnten erfahrene Führungs-persönlichkeiten des Vorstands nicht ins Geschehen eingreifen. Doch in der Person des Mitglieds Alexander Kerrutt fand sich ein Krisenmanager, um den herum sich ein Organisationsteam gruppierte, so dass die Gefahr, die Tagung gänzlich absagen zu müssen, gebannt werden konnte. Das Gesagte erklärt, warum die Stadt MOERS Tagungsort wurde, und unser Tagungshotel van der VALK heißt, wie es auf dem neu zu schaffenden Tagungsblatt von Andreas Raub mit dem Falken im Rüttelflug ausgewiesen ist, und alle Teilnehmer sich voller Verständnis der Mühe der Umbuchung unterworfen haben, statt ärger-lich abzusagen. Ein Lob auf den Zusammenhalt der Exlibrisfreunde in aller Welt. 

Tauschsaal im Hotel Van der Valk (Foto: Marietta Hagedorn)

Mit gerade einmal 80 Teilnehmern war es auch in diesem Jahr eine ruhige Tagung mit all den Vorzügen, die wir schon im Vorjahr als überaus wohltuend empfunden hatten, mit Zeit für genüsslichen Exlibristausch und anregenden, aber auch empathischen Gedankenaustausch.

Der Schwerpunkt dieses Treffens war jedoch ein anderer: Krieg in der Ukraine.

Darauf ging unser Präsident Dr. Henry Tauber bei seiner Eröffnungsrede zur Tagung ein.

Dieses Mal zu unserer insgesamt 72. DEG-Jahrestagung 2022 stehen wir unter dem Eindruck einer Katastrophe, die sich wohl niemand von uns noch vor wenigen Monaten hätte ausmalen oder vorstellen können.

Der von Putin und seinen Schergen entfachte Angriffskrieg gegen die Ukraine, mitten in Europa, in seiner Brutalität und Menschenverachtung zutiefst verabscheuungswürdig und aufs Schärfste zu verurteilen, hat bereits Tausende Menschenleben gekostet, und wird weitere Tausende Tote fordern, hat unendliches körperliches und psychisches Leid über Familien gebracht, Städte und Infrastrukturen wurden zerstört, Millionen Menschen wurden gezwungen, ihre Heimat zu verlassen, die kulturelle Identität eines ganzes Volkes ist existentiell bedroht.

Eröffnungsrede des DEG-Präsidenten Dr. Henry Tauber, ganz rechts im Bild: die Zweite Stellvertretende Bürgermeisterin von Moers Martina Barwitzki-Graeber (Foto: Marietta Hagedorn)

Zudem arbeitete er die Position der DEG zu dieser Aggression heraus.

Wir sind eine ganz bewusst international ausgerichtete Vereinigung, eine friedvolle und friedensstiftende, der Kunst zugewandte Gesellschaft, die sich der Pflege und Förderung insbesondere der Exlibriskunst verschrieben hat.

Der 1891 gegründete alte Deutsche Exlibrisverein zu Berlin hat sich zweimal während seiner Existenz auf schäbigste nationalistische Art und Weise exponiert und auch schuldig gemacht, das eine Mal während des Ersten Weltkriegs, das zweite Mal unter den Nazis.

Die 1949 in der Folge wieder- bzw. neu gegründete DEG hat sich niemals nationalistisch geriert und wird dies auch in der Zukunft nicht tun.
Alle gegenteiligen Behauptungen entbehren jeder Grundlage und sind absolut absurd. 

Tauschsaal (Foto: Marietta Hagedorn)

Zuvor hatte er Martina Barwitzki-Graeber, die Abgesandte der Stadt Moers herzlich begrüßt. Für sie, die Stellvertretende Bürgermeisterin, war es sicht-bar keine Pflichtübung, uns willkommen zu heißen. Ihre Begrüßungsworte zeigten überzeugend, wie sehr sie sich ihrer Stadt verbunden fühlt. Dass sie sich nicht, wie danach üblich, verabschiedete, sondern es sich nicht nehmen ließ, noch an der Versteigerung von Bildern zugunsten ukrainischer Künstler*innen teilzunehmen, unterstrich ihr persönliches Interesse. Als sie dann sogar ein Bild von Mariana Myroshnychenko ersteigerte, der einzig anwesenden ukrainischen Künstlerin, der es überhaupt gelungen war anzureisen, wurde ihr Engagement mit lebhaftem Applaus honoriert.

Wie es zu dieser kurzweiligen Versteigerung kam, ist beachtenswert. Utz Benkel hat seit Jahren enge Kontakte zu den internationalen Künstlern der DEG aufgebaut und gepflegt. Gleich bei Kriegsausbruch sah er es als seine persönliche Aufgabe an, ein Hilfsprogramm für ukrainische Künstler*innen zu organisieren, das von zahlreichen Mitgliedern der DEG pekuniär unter-stützt wurde. Die Idee zum Verkauf von Kunstwerken zur Linderung von Leid und Not wurde an ihn von dem russischen Künstler Igor Baranov herange-tragen, der spontan eigene Werke zur Verfügung stellte, ein wunderbares 

Andreas Raub im Tagungsbüro (Foto: Marietta Hagedorn)

Beispiel von Toleranz und unvoreingenommener Einfühlsamkeit. Basierend auf dieser Anregung entwickelte dann Ulrike Ladnar den Plan zu der Auktion, der von fleißigen Händen umgesetzt wurde. Bereichert durch Werke ukraini-scher Künstler*innen und solchen von Utz Benkel und Andreas Raub kam bei 38 Versteigerungsobjekten und weiteren Bilderverkäufen durch Ulrike Ladnar am Folgetag ein kaum zu erhoffender Erlös von 2.211,00 € zustande.

Wie segensstiftend sich Utz Benkels Hilfsaktion, die nunmehr die 20.000-Euro-Marke deutlich überschritten hat, bei den Empfängern auswirkt, berich-tete Mariana Myroshnychenko in ihrer sehr anrührenden Rede. Medikamente, Lebensmittel, Unterbringung, das sind die hauptsächlichen Verwendungs-zwecke, gedacht als Hilfe zum Überleben und Mut-Macher in dieser schwe-ren Zeit, sorgsam verteilt an die, die der Hilfe bedürfen. Das wird, wie die Künstlerin berichtet, von den Empfängern dankbar und freudig entgegen-genommen und keineswegs als Almosen abgetan, denn man fühlt sich der Familie der Exlibrisfreunde eng verbunden, ja zugehörig. Dennoch spricht sie auch von der Angst, bei einem länger anhaltenden Krieg vergessen zu werden, eine Vorstellung, die in ihrer Heimat verbreitet zu sein scheint. Die Hoffnung der in der Ukraine ausharrenden Künstlerschaft sei es, endlich wieder künstlerisch arbeiten zu können, denn Arbeit, so sagte sie, beruhige die Seele und erleichtere das schwere Herz.

Utz Benkel und Mariana Myroshnychenko (Foto: Marietta Hagedorn)

Trotz der außergewöhnlichen Einflüsse dürfen bei der Berichterstattung die üblichen Routineabläufe nicht vergessen werden. Die Mitgliederversamm-lung wurde abgehalten, zu der es einen separaten Bericht geben wird. Durch den erzwungenen Ortswechsel musste das sonst übliche Besichtigungspro-gramm entfallen. Als Höhepunkt erwies sich wieder einmal der Samstag-abend. Lob und Geschenke für die Helfer in der Not wurden vom Präsidenten persönlich stilvoll überreicht. Die Tombola, von großzügigen Sponsoren reich ausgestattet, denen dankbar gedacht wurde, fand außerordentliche Anerken-nung, und das Buffet, variations- und ideenreich dargebracht, erwies sich als ein Dorado für Gourmets.

Die Bekanntgabe der Preisträger der künstlerischen Wettbewerbe ließ sich der Präsident zum Abschluss auch nicht nehmen. Auch diese werden sepa-rat veröffentlicht.

Beim Auseinandergehen war mehrfach der Wunsch zu hören, das kommen-de Jahr möge uns in Frieden und Gesundheit in Paderborn zusammen-kommen lassen.

(Anne Büsing)

Sektempfang (Foto: Marietta Hagedorn)
Das Wichtigste aus der Mitgliederversammlung –
Neuer DEG-Schatzmeister Joachim Schlosser

Zum Nachfolger von Elena Deeken, die das Schatzmeisteramt sechs Jahre lang ausgeübt hat und von der Versammlung mit herzlichem Dank und großem Beifall verabschiedet wurde, wurde Joachim Schlosser gewählt. Neben dieser Funktion bleibt er weiterhin auch Archivar der DEG. 

Der Vorstand hat Alexander Kerrutt neu in den Beirat berufen.

U. a. geschuldet technischen Fortschritten, neueren rechtlichen Bestimmungen und allgemeinen Kostensteigerungen wurden einige
wichtige Satzungsänderungen beschlossen:

Vorstandssitzungen und Mitgliederversammlungen können
künftig auch virtuell
abgehalten werden.

– Ein neu eingefügter Paragraph regelt die Beachtung der Vorgaben der
EU-Datenschutz-Grundverordnung und des Bundesdatenschutzgesetzes
.

– Der Mitgliedsbeitrag wird um 10 € erhöht (unabhängig von den bisherigen Basisgebühren) – beginnend mit dem Jahr 2023. 

(HenryTauber) 

Dr. Henry Tauber und der neue Schatzmeister Joachim Schlosser (Foto: Marietta Hagedorn)
DEG-Auktion zugunsten ukrainischer KünstlerInnen auf der DEG-Tagung 2022

Im Rahmen der diesjährigen Jahrestagung der DEG in Moers sollte auch ein Zeichen der Solidarität mit unseren ukrainischen Exlibris-Künstler*innen gesetzt werden. 

Der Anstoß kam, als der russische Künstler Igor Baranov mit Hilfe unseres Mitglieds Margo Mulholland acht freie Grafiken verkaufen wollte, um den Erlös der Ukraine zu spenden. Utz Benkel, der sich derzeit mit einer Unterstützungskampagne für ukrainische Künstler und Künstlerinnen sehr stark engagiert, fragte die ukrainischen Exlibriskünstler*innen, ob sie auch Arbeiten für eine mit Ulrike Ladnar angedachte Versteigerung zur Verfügung stellen würden. Mariana Myroshnychenko, die einzige  Künstlerin, die aus der Ukraine zur Tagung kommen konnte, brachte Arbeiten von Marie Plyatsko, Oleksandra Sysa, Anna Vojtiuk und sich selbst zur Tagung mit. 

Utz Benkel erstellte vorab schon einen Auktionskatalog, und mit Wolfgang Fiedler rahmte er einen Tag vor der Versteigerung insgesamt 38 Arbeiten von Marie Plyatsko, Oleksandra Sysa, Anna Vojtiuk, Mariana Myroshnychenko, Oleg Dergachov, Igor Baranov, Utz Benkel und Andreas Raub. 

Nach der Eröffnung der DEG-Tagung am Freitag-Abend versteigerte Utz Benkel mit Hilfe von Wolfgang Fiedler diese Arbeiten. Der Erlös der kurz-weiligen Versteigerung waren 1836 Euro, und Ulrike Ladnar verkaufte am nächsten Tag noch Arbeiten von Marie Plyatsko, Oleksandra Sysa, Anna Vojtiuk, Mariana Myroshnychenko und Mykhailo Drimaylo. Dabei erzielte sie einen weiteren Erlös von 375 Euro. So kamen insgesamt 2211 Euro für die Spendenaktion zusammen. Insgesamt hat Utz Benkel seit dem 24. Februar 22.416 Euro für die ukrainischen Exlibriskünstler*innen gesammelt und ihnen überwiesen. 

(Utz Benkel)

Auktionskatalog

Marie Plyatsko, Ukraine, “Burns”, 2022, Radierung
Utz Benkel und Mariana Myroshnychenko (Foto: Marietta Hagedorn)
Utz Benkel und Wolfgang Fiedler (Foto: Klaus Thoms)
Dr. Henry Tauber und Mariana Myroshnychenko (Foto: Marietta Hegedorn)
Ulrike Ladnar und Wolfgang Fiedler (Foto: Marietta Hagedorn)
Utz Benkel und Wolfgang Fiedler (Foto: Marietta Hagedorn)
Ulrike Ladnar, Utz Benkel, Wolfgang Fiedler (Foto: Marietta Hagedorn)
Auf dem Festabend (Foto: Marietta Hagedorn)
Auf dem Festabend (Foto:Marietta Hagedorn)
Auf dem Festabend (Foto: Marietta Hagedorn)
Preisverleihung an Silvana Martignoni – Publikumspreis für das „Beste Exlibris“ (Foto: Marietta Hadedorn)
Alexander Kerrutt, Lydia Willemsen, Andreas Raub – Tagungsorganisator und Tagungsbüro (Foto: H. Tauber)
Abendliche Hotelrunde (Foto: H. Tauber)
Preisverleihung an Utz Benkel – Publikumspreis für die „Beste Gelegenheitsgrafik“ (Foto: Marietta Hagedorn)
Tagungsorganisator Alexander Kerrutt (Foto: Marietta Hagedorn)
Klaus Thoms, ehemaliger DEG-Präsident und langjähriger Redakteur der DEG-Mitteilungen (30 Jahre) (Foto: Marietta Hagedorn)

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