Exlibris des Monats April 2020

Exlibris des Monats April 2020: Marianne Kühnel für Helmut H. Wolff, vor 2005, Klischee, 41 x 30 mm

Helmut H. Wolff (geb. 1937) war bis 2004, mehr als 23 Jahre lang, Direktor der Klinik für Dermatologie und Venerologie an der Universität Lübeck. Seine wissenschaftlichen Schwerpunkte lagen in den Bereichen dermatologische Elektronenmikroskopie und Histologie. Das kleine Exlibris für ihn schuf die Malerin Marianne Kühnel, deren Ehemann Wolfgang Kühnel Anatomieprofessor und Experte für Elektronenmikroskopie, gleichfalls in Lübeck, gewesen war. Der Aufbau des Blattes erinnert an eine Bühnengestaltung, tatsächlich war die Künstlerin auch als Bühnenbildnerin tätig. Der Wolf als zentrale Figur im Vordergrund weist das Exlibris als redendes Bücherzeichen aus; das historische Lichtmikroskop als Kulisse links, im Hintergrund Wiedergaben von Melanozyten und Keratinozyten unter dem Elektronenmikroskop runden die Szenerie ab.

Ohne in medizinische Details zu gehen, gemahnt die Darstellung in gewisser Weise an die gegenwärtige Pandemie, die die ganze Welt in Atem hält. Wobei es sich bei Coronaviren natürlich nicht um Zelltypen handelt, so wie sie hier dargestellt sind. Immerhin weiß auch der interessierte Laie, dass zur Sichtbarmachung von Viren das Elektronenmikroskop unabdingbar ist – zu dessen Vorläufern das auf dem Exlibris gezeigte Lichtmikroskop gehört.

Neben Beschäftigten in der Energiewirtschaft, der Wasserversorgung und der Entsorgung, in den Bereichen Ernährung und Hygiene, Informationstechnik und Telekommunikation, Finanz- und Wirtschaftswesen, Transport und Verkehr, Medien, Staatliche Verwaltung, Schulen, Kinder- und Jugendhilfe, Altenpflege und Behindertenhilfe gehören nicht zuletzt die Beschäftigten im Bereich des Gesundheitswesens zu den Personen, die in „systemrelevanten“ Berufen tagtäglich dafür arbeiten, die Gesundheitssysteme und das Land bzw. die Länder in der Corona-Viruskrise in Gang zu halten. Und es zählen Wissenschaftler dazu, die sich intensiv um die Erforschung der Coronaviren und die Entwicklung wirksamer Gegenmittel und Impfstoffe mühen. Ihnen allen ist nicht hoch genug zu danken, dass sie, oftmals unter bis an die physischen und psychischen Grenzen gehendem Einsatz, für die gesamte Gesellschaft da sind.

In Krisenzeiten, erst recht in solchen von existenziellen Ausmaßen wie der jetzigen, stehen Kunst und Kultur oftmals zurück, und mit den Objekten auch die Ausübenden und Ausführenden. Dabei bleiben Sinn und Zweck von Kunst doch gleich. Kunst erfindet Neues, bietet Abwechslung und Ablenkung, schafft Verständigung, Verbindungen und Verbundenheit, gibt Inspiration und fördert Wissen, fasziniert und begeistert, macht Freude und Freunde, regt zum Nachdenken an und macht das Leben farbig, trainiert den Geist und bildet, ist schön (oder auch nicht). Exlibris sind eine Gattung der bildenden Kunst, EntwerferInnen von Exlibris sind KünstlerInnen, für sie gilt das zuvor Gesagte. Besinnen wir uns darauf. Nach der Krise wird die Kunst auch wieder die Stellung einnehmen, die ihr gebührt.

Helfen Sie einander, handeln Sie herzlich, solidarisch und vernünftig!

Dr. Henry Tauber
Präsident der DEG

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